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Warum wir für Leistung und nicht Zeit bezahlt werden sollten!

Kennt ihr den Unterschied zwischen Lieferando und Foodora-Fahrern?

Nein? Aber ist euch schon einmal aufgefallen, dass Lieferando-Radkuriere häufig ganz entspannt auf der Parkbank sitzen, während einen die Foodora-Lieferanten meist rasend schnell über den Haufen fahren?

Das liegt daran, dass bei Lieferando alle Angestellten pro Stunde bezahlt werden und bei Foodora pro ausgelieferter Bestellung.

Wägen wir also ab, was die Vorteile davon sind, Menschen nicht für ihre Arbeitszeit, sondern für ihre Arbeitsleistung zu bezahlen, aber denken wir auch daran, was an diesem Prinzip unfair sein kann. Welche Bezahl- und Arbeitszeit-Konzepte gibt es schon, die sich an der Arbeitsleistung orientieren, inklusive ihrer Vor- und Nachteile? …und welches Zukunftspotential haben sie?

Time is Money…oder doch Performance?

Als Angestellter wird man meist nach geleisteten Wochenstunden bezahlt, teilweise werden die gemachten Überstunden dazu addiert – teilweise gibt es All-in-Verträge. Teilweise spielt die Zeit, in der man effektiv gearbeitet hat oder nur am Handy getextet hat, keine entscheidende Rolle – in anderen Bereichen schon.

Als Freelancer oder in Auftragsarbeit, wird man nur nach geleisteter Arbeit bezahlt– In manchen Berufsbereichen wie der Kinderbetreuung oder Überwachungsarbeit macht es keinen Sinn nach Leistung zu bezahlen.
Pro glücklichen, nicht verloren gegangenen Kind oder geschnappten Dieb zu bezahlen, wäre schon ziemlich absurd oder fast unmöglich?!

Doch auch in anderen Bereichen, in denen bislang nur die Working Hour gezählt hat, gibt es mittlerweile Veränderungen und neue Modelle, die einen Wandel in der Wertung und Entlohnung schaffen.

Sehen wir uns diese Modelle also einmal genauer an.

4 aktuelle Arbeitszeitmodelle und ihre Vor- und Nachteile

Provision, Boni, Prämien und Co.

Mehr Leistung = mehr Lohn?

Ein in einigen Berufssparten bereits bekanntes Belohnungssystem ist das Bezahlsystem mit einer variablen Zusatzvergütung. Um Mitarbeiter:innen in ihrer Motivation und Einsatzbereitschaft zu stärken, setzen einige Unternehmen im Verkauf oder anderweitig gewinnorientierten Bereichen auf eine Mehrzahlung, abhängig von der erbrachten Leistung. Hierbei gibt es verschiedene Aufteilung des festen Lohns und des potenziell erreichbaren Verdienstes und der Beschaffenheit des Belohnungssystems.

Andere Methoden, die Unternehmen nutzen, um Mitarbeiter:innen zu halten oder zu werben, findest du in “Was führt Mitarbeiter zum Unternehmen, was lässt Mitarbeiter im Unternehmen bleiben?

Eine klassische Form der variablen Bezahlung, die regelmäßig gezahlt wird, sind Boni, die feste Pauschalen für erreichte Erfolge beinhalten und Provisionen, die eine Beteiligung am selbst erzielten Umsatz/ Gewinn implizieren.
Prämien hingegen sind meist einmalige Anreize, die für bestimmte Aktionen (z.B.: bei der Neukundengewinnung) eingesetzt werden. Eine spezielle Form von Prämien sind Incentives, welche den/die Mitarbeiter:in mit Sachleistung zur bestimmten Zielerreichung antreiben sollen (z.B. ein Wochenende in Paris, ein Dienstauto, eine Fitnessstudio-Mitgliedschaft o.Ä.).
Die Beteiligung der Arbeitnehmer:innen an dem, von der Eigenleistung mehr oder weniger abhängigen, Gesamtumsatz/-gewinns des Unternehmens wird als Tantieme bezeichnet, und meist an höherstehende Mitarbeiter:innen oder auch an Autoren, Komponisten und Designern als auflageabhängige Einkünfte ausbezahlt werden.

Vorteile:

  • Steigerung des Ehrgeizes und Zielfokussierung der Mitarbeiter:innen
    Belohnung für erfolgreiche Arbeitsleistungen
  • Möglichkeit des Unternehmens zur Mehrzahlung mit geringerem Risiko (da oft vom Gewinn abhängig)
  • Identifikation der Angestellten mit dem Unternehmen steigt bei Beteiligung am Erfolg

Nachteile:

  • Steigerung des Konkurrenzverhaltens und des Egoismus im Team
  • → weniger Zusammenarbeit und Unterstützung im Team
  • Steigerung des Leistungs- und Erfolgsdrucks
  • Unsicherheit aufgrund variablen Einkommen, geringe Planbarkeit

Fazit: Eine zusätzliche Entlohnung für besondere Erfolge oder gute Leistungen kann die Arbeitsmotivation der Mitarbeiter:innen stark ankurbeln, jedoch auch die Ellenbogenmentalität und damit die Gefahr für Erfolgsdruck und Burnout stark fördern. Eine starke Persönlichkeit und Selbstbewusstsein sind deshalb für die Entscheidung, in diesem Arbeitszeitmodell tätig zu werden, zwingend notwendig. Welcher Arbeitstyp du bist, kannst du herausfinden in: “Bist du das Chamäleon oder der Hai der Arbeitswelt?

4-Tage Woche

Weniger Arbeitszeit bei gleicher Leistung?

Während in Deutschland die 42-Stunden-Woche diskutiert wird, befürworten andere Länder, wie Frankreich, Schweden oder die USA eine 4-Tage-Woche, ohne dabei über 10h am Tag arbeiten zu müssen. Im Jahr 1908 stellte erstmals eine Mühle in den USA ihr System von 6 Tagen auf eine 5-Tage-Woche um, damit die jüdischen Angestellten samstags den Sabbat abhalten konnten. Doch für eine gesunde Work-Life-Balance scheint das Vielen trotzdem noch zu wenig. Wer hat sich überlegt, dass 40 Stunden in der Woche Vollzeit sind und nicht auch 30 reichen könnten? In zahlreichen Studien, beispielsweise in Island, Japan oder Neuseeland wurde die 4-Tage-Woche getestet und sie erzielte eine erhöhte Produktivität der Mitarbeiter:innen von 20 – 40 %. Zudem sank das Stressniveau der Testpersonen und sie gaben an, ausgeglichener und zufriedener in ihrer Arbeit zu sein. Durch diese positiven Effekte können Unternehmen beispielsweise eine höhere Arbeitsmotivation, weniger Krankheitstage und eine geringere Fluktuationsrate erzielen. Wie viele Stunden Arbeit pro Tag in einer 4-Tage-Woche geleistet werden müssen, entscheidet das Unternehmen individuell – das kann auch zu Mehrarbeit und Überlastung in der verkürzten Arbeitswoche führen.

 

Vorteile:

  • erhöhte Produktivität durch mehr Energie
  • besserer Ausgeglichenheit zwischen Arbeit und Freizeit
  • Wahrnehmen von Terminen (Ärzte, Ämter) an Werktagen möglich ohne Fehlzeiten
  • geringeres Stressniveau, gesundheitliche Vorteile durch mehr Erholungszeit
  • Kosteneinsparungen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer, z. B. für Kinderbetreuung, Strom- und Energiekosten, Gehälter

 

Nachteile:

  • teilweise erhöhte Tagesarbeitsstunden zur Umsetzung notwendig (Überlastung)
  • erhöhte Produktivität vielleicht rückläufig, wenn 4-Tage-Woche standardisiert wird
  • in manchen Berufsfeldern zeitintensive Tätigkeiten nicht durch erhöhte Produktivität verkürzbar
  • viele Jobs (z.B. öffentlicher Dienst) an 5 Werktage angepasst, weniger wettbewerbsfähig, wenn Konkurrenz 5 Tage Dienstleistung anbietet

 

Fazit:

Die 4-Tage-Woche klingt toll, ist jedoch in manchen Bereichen vielleicht schwerer umsetzbar, als es auf den ersten Blick scheint. In manchen Jobs kann es möglich sein durch erhöhte Produktivität, das Arbeitsziel auch in einem geringeren Arbeitspensum zu erreichen, in anderen Berufssparten ist es jedoch schwierig für kundenorientierte Unternehmen, bei reduzierter Arbeitszeit die gleiche Leistung zu gewährleisten und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Vertrauensarbeitszeit & -urlaubszeit

Ein noch flexibleres Konzept als die 4-Tage-Woche verfolgt das Modell der Vertrauensarbeitszeit (functioning time). Hierbei liegt der Fokus auf dem Erreichen der vorher festgelegten Ziele und Aufgabenstellungen, die für die Mitarbeiter:innen individuell ausfallen. Die geleisteten Arbeitsstunden sind irrelevant, wenn die Ergebnisse und Leistungen der Mitarbeiter:innen den Erwartungen der Führungskräfte entsprechen. Dieser Ansatz ist vor allem lukrativ für Menschen, die sehr zielorientiert arbeiten und unter Druck gute Leistungen erbringen können. Mit der Vertrauensarbeitszeit geht oft auch eine unbegrenzte Urlaubszeit einher, bei der die Mitarbeiter:innen frei entscheiden können, wie viel Urlaub sie sich leisten können und trotzdem das erwartete Arbeitspensum erfüllen kann. Unternehmen wie z. B. Netflix, LinkedIn oder Indeed bieten ihren Mitarbeitern den unbegrenzten Urlaub an und scheinen dabei keine Verluste zu machen – ganz im Gegenteil. In einer Umfrage von XING fanden beispielsweise über die Hälfte der Beschäftigten (62 %), dass Leistung nicht nur monetär honoriert werden sollte. Über die Freiheit und Flexibilität von mehr Urlaubstagen oder einen Freizeitausgleich würden sich 53 % freuen und auch Incentives oder Weiterbildungsmöglichkeiten sehen viele Arbeitnehmer:innen als sehr attraktiv an. In “Die Vor-und Nachteile der modernen Arbeitswelt: New Work = Happy Work?” kannst du noch mehr über moderne Arbeitszeitmodelle nachlesen.

 

Vorteile:

  • Fokussierung auf die Aufgabenerfüllung/Produktivität und nicht die “abzusitzende Zeit”
  • Selbstorganisation im Team und Zusammenarbeit erforderlich
  • eigenverantwortliches Arbeiten, das auf Vertrauen basiert
  • Flexibilität für das Unternehmen
  • Belohnung von effizientem Arbeiten durch mehr Freizeit

 

Nachteile:

  • Ausnutzen des Systems möglich
  • gewissenhaftes und gründliches Arbeiten wird weniger honoriert
  • Mitarbeiter:innen, die neu sind, weniger Fachwissen besitzen oder Schwierigkeiten haben, unter Zeit- und Leistungsdruck zu arbeiten, erleben klare Benachteiligung.
  • Steigerung des Konkurrenz- und Leistungsdrucks

 

Fazit:

Dieses Modell funktioniert nicht in allen Unternehmen gleich gut. Gegenseitiger Respekt, Vertrauen und Unterstützung sind die Grundlage, damit sich niemand ungerecht oder benachteiligt behandelt fühlt. Für die eigene Produktivität und Effizienz durch mehr freie Tage entlohnt zu werden kann sehr motivierend sein, aber auch deprimierend, wenn man spürt, dass man Aufgrund von (noch) fehlendem Wissen, Routine oder exaktem Arbeiten mehr Freizeit einbüßen muss als Kolleg:innen.

Pay-4-Performance-Modell

Nicht nur das WAS, sondern auch das WIE ist entscheidend.

Ein Modell, welches den Gedanken verfolgt, bei der Bezahlung sowohl den In- als auch den Output der Arbeit zu berücksichtigen, heißt Pay-4-Performance. Dabei geht es bei der Performance nicht nur um die erbrachte Leistung, also die offensichtlichen Ergebnisse und Ziele der Arbeit, sondern auch um die investierten Bemühungen und Ideen. Mit dieser qualitätsorientierten Bezahlung soll nicht nur die Zielerreichung, sondern auch die Art und Weise der Zielerreichung oder Versuche honoriert werden. Um nachhaltige Erfolge zu erzielen, ist es z.B. wichtig, nicht nur incentive gesteuerte Entscheidungen zu treffen, sondern auch die Auswirkungen dieser auf die Kundenpflege, das Image und die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen zu berücksichtigen. Die Definierung spezifischer Zielvorgaben spielt hierbei eine zentrale Rolle, um die Performance in jeglicher Hinsicht bewerten zu können.


Vorteile:

  • Berücksichtigung der erbrachten und investierten Leistung
  • nachhaltige Erfolge werden gefördert

 

Nachteile:

  • Schwierigkeit der Messbarkeit und Entlohnung der Leistung

 

Fazit:

Dieses Konzept fokussiert nicht nur auf messbare Erfolge, sondern unterstützt auch team- und wertorientierte Arbeitsweisen. Diese Qualifikation jedoch in eine Zahl auf dem Konto der Mitarbeiter:innen umzuwandeln stellt jedes Unternehmen vor eine gut zu durchdenkende Herausforderung.

Welches Arbeitszeitmodell ist das Beste?

In vielen Bereichen macht es Sinn, die Mitarbeiter:innen nicht fürs „Zeit-Totschlagen“, sondern für ihre Leistungen zu belohnen, um effizientes und zielorientiertes Arbeiten zu fördern. Das Belohnungssystem führt schon im Kindesalter zu einer Steigerung der Leistung und einer Ausschöpfung des eigenen Potenzials. Schlaue Ideen, die Zeitersparnis bringen oder besondere Talente im Team wertzuschätzen, steigert die Motivation und das Zugehörigkeitsgefühl im Unternehmen. Jeder Mensch arbeitet jedoch anders und in einer wettbewerbsorientierten Gesellschaft, das Auge nur auf die Ergebnisse der Mitarbeiter:innen anstatt auf ihren Teamgeist, Kreativität, oder Engagement zu richten, kann zu Ungerechtigkeit und Selbstfokussierung führen. Wichtig ist es, wie im Pay-4-Performance-Modell nicht nur die Ergebnisse einer Einzelperson zu bewerten, sondern ihre Arbeitsweise im gesamten Unternehmenskontext zu entlohnen.

Stell dir vor, in einem Büro investiert Timo mit besseren Informatikkenntnissen 1 Minute zum Ausfüllen einer Tabelle, während Johannes die vollen vorgesehenen 3 Stunden benötigt, da er eine Tastaturkombination nicht kennt. Wäre es nicht nachhaltiger und sozialer, Timo würde Johannes einen Tipp geben, anstatt sich zu freuen, dass er 2 h 59 min mehr Freizeit hat? Der Grundgedanke, dass jeder nur sein volles Potenzial ausschöpft, wenn er dafür mehr Geld bekommt ist falsch, aber auch die Vorstellung, dass niemand mehr als 5 Minuten Mittagspause macht, um nicht zu viel Geld zu “verschenken”, ist traurig.

 

Arbeit sollte mehr sein als Zahlen, Gewinne, Ergebnisse und entsprechender Lohn. Arbeit sollte fördern und fordern und das in allen Lebensbereichen!

 

Durch die Einbringung aller Potentiale und die Zusammenarbeit unterschiedlichster Talente lassen sich die bestmöglichen Erfolge für das ganze Unternehmen erzielen. Welches Modell es am besten schafft, sowohl gute Arbeit, als auch Werte wie Geduld, Teamgeist, Gründlichkeit und Hilfsbereitschaft zu entlohnen, bleibt eine große Herausforderung der Zukunft!

Welche essentielle Rolle die Arbeit in unserem Leben hat, erfährst du in “6 Wege, wie Arbeit unser Leben bereichern kann…”.

Du magst noch tiefer in die Themenwelten von good mood abtauchen, dann lass die von unseren Awareness-Artikeln inspirieren oder nimm Kontakt zu uns auf!

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