Energiesparen bei Mitarbeitern - gibt es das?
Wir alle kennen wohl diesen Moment: Ein Nachrichtensprecher schickt ein Lächeln über den Bildschirm und wünscht uns noch einen schönen Abend. Das tut er, nachdem er uns über das aktuelle Weltgeschehen in Kenntnis gesetzt hat. Überschwemmungen, Klimawandel, Hungersnöte, schmelzende Polkappen, aussterbende Arten und steigende Energiekosten beherrschen unser Denken. Wie soll das alles bloß weitergehen? Werden die Ressourcen, die unseren Lebensstandard ermöglichen, auch in Zukunft noch zur Verfügung stehen? Oder werden wir Menschen uns nur noch bekriegen und um die letzten Reserven kämpfen? Und was hat das alles mit Unternehmenskultur zu tun
Wer nach solchen letzten Meldungen in einen entspannten Schlaf sinkt, ist wirklich hart im Nehmen. Wer das nicht ist, trudelt am nächsten Morgen müde, nervös und besorgt im Unternehmen ein. Und wenn wir Pech haben, geht der Albtraum hier einfach weiter, mit den ersten Meldungen des Tages. Drei neue Krankmeldungen, das versprochene Material kann immer noch nicht geliefert werden und der Bewerber, auf den alle ihre Hoffnungen gesetzt haben, hat einem anderen Unternehmen zugesagt. Die Stimmung ist im Keller, irgendwann scheint die allgemein herrschende Energiekrise sich auch im Team auszubreiten – die Mitarbeiter sind gestresst, ideenlos und unmotiviert.
Spätestens an diesem Punkt fangen verantwortungsbewusste Führungskräfte an, sich zu fragen, was wohl passiert, wenn auch die letzten Stützen des Unternehmens ausgebrannt sind. Den Laden einfach dicht machen? Oder gibt es vielleicht auch für Menschen so etwas wie erneuerbare Energien? Gibt es Nachhaltigkeitsstrategien für überlastete Teams? Gibt es so etwas wie Windkraft gegen innere Kündigung? Kann es im zwischenmenschlichen Bereich einen Klimawandel geben? Aber einen in eine positive Richtung? Das alles gibt es. Wir müssen es nur tun.
Human Resources: Können wir Menschen wirklich noch als Humankapital betrachten?
Als Humankapital wird die Gesamtheit der »wirtschaftlich verwertbaren Fähigkeiten« von Menschen betrachtet. Dabei stand lange Zeit eben diese wirtschaftliche Verwertbarkeit im Vordergrund. Und für möglichst viel verwertbares Kapital zu sorgen, schien lange Zeit ganz einfach: Wer in die Bildung der Menschen investiert, kann sich dann später an der Ertragskraft erfreuen! Um es mal überspitzt (oder voll krass) auszudrücken: Wer einem Kind ermöglicht, eine Schule zu besuchen und eine Berufsausbildung abzuschließen, kann später besser an ihm verdienen. Wenn es Ingenieur werden kann, wäre es doch Quatsch, das Kind gleich ins Bergwerk oder in die Fabrik zu schicken, wie es auch in Europa zu Beginn der Industrialisierung durchaus üblich war.
Aber zum Glück klingt es – endlich – zynisch, so über Menschen zu sprechen. Denn Menschen sind viel mehr als ihre Arbeitskraft und viel mehr als »Kapital«. Menschen sind wundervolle, fühlende, kreative und komplexe Individuen. Und das hat nichts mit »Sozialromantik« zu tun. Vielmehr ist es so, dass die Menschen selbst, wir alle, uns jetzt gegenseitig die Quittung dafür präsentieren, dass wir eine Welt erschaffen haben, in der unsere wirtschaftliche Verwertbarkeit der einzige Lebenszweck sein soll.
Noch nie war unser Bildungsstand so hoch wie heute. Wir haben viel in unser Humankapital investiert. Aber irgendein ganz entscheidender Faktor muss in dieser Rechnung wohl fehlen. Denn das gesamte Handwerk stöhnt unter dem Fachkräftemangel, noch nie waren so viele Menschen mit Depressionen und Ängsten krankgeschrieben und selbst ungelernte Kräfte sind kaum noch zu finden. Auf der anderen Seite stehen junge Menschen, die gern in den Beruf wollen, aber an paradox hohen Anforderungen scheitern – denn die Stellen, in denen sie gern Berufserfahrung sammeln würden, werden nur an Bewerber mit Berufserfahrung vergeben. Und überhaupt – wer keine Programmiersprache, Wirtschaftsjapanisch und einen Kopfstand beherrscht, braucht sich gar nicht erst zu bewerben. Und jetzt nehmen wir einfach mal den Fuß vom Gas, atmen tief durch und machen eine kleine Zeitreise.
Mitarbeiterzufriedenheit in der Steinzeit – bitte, was?
In jedem von uns steckt ein kleiner Höhlenmensch, das ist nicht nur unter Hirnforschern eine anerkannte Tatsache. Zugegeben, manche Zeitgenossen verwenden das Wort »Höhlenmensch« als Schimpfwort, doch unsere Vorfahren waren viel besser als ihr Ruf. Denn eine ganz elementare Sache – die uns heute Kopfzerbrechen bereitet – hat vor ein paar tausend Jahren noch reibungslos funktioniert: Menschen haben gearbeitet, ohne dafür bezahlt zu werden. Denn Dinge wie »wirtschaftliche Verwertbarkeit« oder Erwerbsarbeit waren vollkommen unbekannt. Unsere Ahnen kannten nur das, wonach die Generation Y heute wieder sucht: Leben und Arbeiten waren eins.
Und das alles klappte ohne Smartphone und ohne voll automatisiertes digitales Marketing. Das Zauberwort war »Reziprozität« oder schlicht »Geben und Nehmen«. Während Opa aufpasste, dass das kostbare Feuer nicht ausging, hütete Oma die kleinen Kinder und gab ihr Wissen mit spannenden und lehrreichen Geschichten weiter. Wer stark, schnell und ausdauernd war, ging zum Fischen oder auf die Jagd. Ja, heute sind das Hobbys, um vom nervenaufreibenden Nichtstun im Büro abzuschalten, damals waren das lebenswichtige Beiträge zum Erhalt der geliebten Sippe. Wer nicht ganz so stark oder nicht ganz so schnell war, sammelte Beeren, Pilze, Kräuter und andere Leckereien. Heißbegehrte »Süßigkeiten« wie reife Früchte machten einfach alle glücklich.
Die »qualifizierten Fachkräfte« damals fertigten Werkzeuge und Waffen, gerbten Leder, stellten Gefäße her und webten warme Decken. Der »Coach« der Sippe hatte einen guten Draht zu den Geistern und Göttern, die Ärztin kannte sämtliche Kräuter im Wald und ihre Wirkung. Keiner dieser Menschen wäre auf die Idee gekommen, über seine Gehaltsvorstellungen oder seine Performance nachzudenken. Oder mit einem Burn-out antriebslos und überfordert in der Höhle sitzen zu bleiben. Denn die Evolution hat uns Menschen ein kleines, aber sehr charmantes Detail verliehen: Wer etwas nehmen kann, freut sich. Wer aber etwas geben kann, freut sich noch viel mehr. Denn wer etwas gibt, bekommt etwas noch viel Wertvolleres zurück: das Gefühl, gebraucht zu werden und eine sinnvolle Aufgabe zu haben. Und wenn wir heute, in unserer digitalisierten, abstrakten Welt nach der erneuerbaren Energie unserer Mitarbeiter suchen, dann müssen wir uns genau daran erinnern – an den Wert einer sinnvollen Aufgabe.
Und in der Praxis?
Corporate Happiness für Einsteiger!
Wertschätzung kostet nichts, ist aber unbezahlbar. Nichts beflügelt uns Menschen so sehr, wie für das geschätzt zu werden, was wir tun. Trotzdem quälen sich immer noch viele Menschen zur Arbeit mit dem Gefühl, ein Drittel ihrer unwiederbringlichen Lebenszeit gegen Geld einzutauschen. Oder wie Schiller sagte: »Was du von der Sekunde ausgeschlagen, gibt keine Ewigkeit zurück!« Wäre es nicht fantastisch, wenn wir unsere Arbeitszeit nicht als vertane Lebenszeit empfinden würden, sondern so, wie wir einen Samstagnachmittag mit unserem Lieblingshobby empfinden? Ja, natürlich, ein Unternehmen ist kein Spaß-Betrieb, es wird immer Tätigkeiten geben, um die sich niemand prügelt, die aber trotzdem erledigt werden müssen. Doch auch ein Gartenfan muss den Rasen mähen und auch ein Hobbykünstler muss seine Pinsel auswaschen. Macht das Spaß? Nein. Wieso tun diese Menschen es dann trotzdem? Freiwillig! Und auch noch gut gelaunt! Wann werden wir – im positivsten Sinne – zu Höhlenmenschen, die keinen Unterschied kennen zwischen Arbeit und Spaß am Leben? Kann das Schlagwort Corporate Happiness uns retten?
Mitarbeiterzufriedenheit ist per Definition eine komplexe Sache. Nicht nur der Blick auf das gesamte Unternehmen und die Unternehmenskultur fällt in diesen Bereich, sondern auch die Beziehung zu den Kollegen und Vorgesetzten und zum sinnvollen Erleben der eigenen Tätigkeit. Das klingt für Führungskräfte nicht nach einer langen, sondern auch nach einer sehr abstrakten To-do-Liste. In der Praxis werden diese diffusen Anforderungen aber zu ganz konkreten Kleinigkeiten, die nicht nur zum Selbstläufer werden, sondern auch unglaublich viel Freude machen, wenn wir sie endlich einfach umsetzen. Denn wesentlich für den Unternehmenserfolg sind die Gefühle der Menschen, die nun mal kein seelenloses Kapital sind.
Wenn die selbst gezogenen Tomatenpflanzen eingehen, könnte der Gärtner ja einfach welche kaufen. Trotzdem ist er traurig – denn die kleinen Pflanzen hatten für ihn eine emotionale Bedeutung, er hat sie gehegt und gepflegt. Der Maler steht morgens nicht auf, weil er sich darauf freut, die Pinsel auszuwaschen. Er steht auf, weil er ein größeres Ziel vor Augen hat: das fertige Bild, über das er sich freuen wird und das ihn wahrscheinlich sogar überdauert. Und beim Malen eines einzigen Bildes wird er neue Fertigkeiten für weitere Bilder entwickeln, er wird aufblühen, weil er sein Potential entfaltet. Diese höheren Ziele und emotionalen Verbindlichkeiten sind der Kick, der Menschen mehr motiviert als jedes Gehalt.
Wohlbefinden am Arbeitsplatz durch Empathie
Empathie ist die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzufühlen. Fühlen, nicht denken. Die schlechte Nachricht ist: Führungskräfte, die so ausgebrannt sind, dass sie sich selbst nur noch als seelenlose Funktionsträger wahrnehmen, haben es schwer. Nur, wer sich selbst fühlt, kann die Gefühle anderer verstehen. Die gute Nachricht ist: Wer bei sich selbst anfangen muss, hat es auch selbst in der Hand und ist nicht darauf angewiesen, dass »von außen« irgendetwas Magisches passiert, das den Ist-Zustand ändert. Jeder von uns kann also jederzeit loslegen, um sich selbst zum Mood Influencer im eigenen Unternehmen zu entwickeln.
Der beste Kompass ist dabei das eigene Bauchgefühl. Augenhöhe im Unternehmen muss nämlich gar nicht immer von oben nach unten installiert werden, indem wir auch dem Praktikanten mal jovial auf die Schulter klopfen – denn das ist keine Augenhöhe. Vielmehr sollten wir uns an die Faustregel halten: »Was gut für den Chef ist, ist gut fürs Team!« Was? Sind wir da nicht ganz schnell wieder bei den alten Hierarchien? Nein. Denn Vorgesetzte sind – man höre und staune – ganz normale Menschen.
Was tut Menschen gut?
Respekt. Wertschätzung. Zuhören. Zuversicht. Humor. Entspannte Atmosphäre. Kreativität. Zugehörigkeit. Sinnvolle Ziele. Für Führungskräfte, die all das an sich selbst wieder entdecken, wird der Rest zum Kinderspiel im besten Sinne des Wortes – zur unbeschwerten Freude. Von diesem ersten Schritt an ist es zur Corporate Happiness nicht mehr weit. Denn dann hören wir auf, in Humankapital zu investieren und fangen an, echtes Mitarbeiterpotential zu fördern. Wenn wir das Wohlbefinden am Arbeitsplatz höher bewerten als die wirtschaftliche Verwertbarkeit, werden wir merken, dass jeder einzelne eine Menge erneuerbarer Energien mit zur Arbeit bringt. Humor, Fantasie, Einfühlungsvermögen und vieles mehr. Wenn wir unsere Kollegen nicht mehr nur als Mitarbeiter, sondern als Mitmenschen empfinden, werden wir auch einen Zugang zu nachhaltigen Ressourcen der Menschlichkeit finden. Denn es liegt in unserer Natur, uns zu regenerieren, wenn wir im Flow sind. Wenn wir den Zugang zu dieser Quelle erschlossen haben, werden wir Probleme lösen können, die bisher unlösbar schienen.
Wir bieten Workshops, Seminare & Beratungsgespräche zum Thema Mitarbeiterzufriedenheit, Team Potential und um zu erfahren, was Menschen wirklich gut tut.
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